Warum es funktioniert:
Durch die Ankündigung der Indexumbesetzungen werden die Investoren über die sich ändernde Zusammensetzung eines wichtigen Index informiert. Aktiv gemanagte Fonds und sogenannte Index-Arbitrageure kaufen dann bevorzugt Aktien der aufsteigenden Unternehmen bzw. stoßen Aktien degradierter Unternehmen ab. Dieses Verhalten dauert bis zur tatsächlichen Umstellung des Index an.
Um den jeweiligen Index weiterhin 1:1 abzubilden, müssen passiv gemanagte ETFs und andere Index-Tracker bei der Indexumstellung (Umsetzungstag) ihre Portfolios ebenfalls auf die neue Zusammensetzung anpassen und die aufsteigenden Aktien zu einem teuer gewordenen Preis kaufen. Die Aktien, die die ETFs verkaufen müssen, sind dann meistens bis zur tatsächlichen Indexumstellung im Wert gefallen, sodass die ETFs für diese Aktien einen geringeren Verkaufserlös erzielen.
Im S&P 500 betrug der Index-Effekt durchschnittlich von 1990 bis 2005 +8,8% für aufsteigende Unternehmen. Werte, die den S&P 500 verlassen mussten, verloren im Durchschnitt in der Zeit von der Ankündigung bis zu ihrem Rauswurf ganze 15,1%. Die dadurch für ETFs entstanden Kosten werden auf 21-28 Basispunkte pro Jahr geschätzt.
Warum wird überhaupt zwischen dem Ankündigungs- und dem Umsetzungstag unterschieden? Standard and Poor’s hat seine Informationspolitik bereits 1989 geändert und damit den Index-Effekt ermöglicht. Auch die Deutsche Börse ist sehr transparent, was die Kriterien für Indexaufnahmen und Indexabsteiger angeht, aber warum?
Der Grund ist einfach und hat aus meiner Sicht mit Markteffizienz zu tun. Passive Investments haben einen immer höheren Anteil an den großen Indizes. Wenn es keinen Unterschied zwischen dem Ankündigungs- und dem Umsetzungstag geben würde, würden die Kosten für die Indexanpassung von ETFs deutlich ansteigen. Von den ETFs müssten dann deutlich mehr als 10% der Marktkapitalisierung einer aufsteigenden Aktie an nur einem Tag gekauft werden. Von den absteigenden Aktien müsste man sich ebenso schnell trennen und es könnte zu großen Marktverwerfungen kommen. Da aktiv verwaltete Fonds den jeweiligen Index nicht 1:1 abbilden müssen, hätten sie dieses Problem nicht.
Durch die bewusst geschaffene Transparenz und den zeitlichen Unterschied zwischen der Bekanntgabe, welche Aktien auf- und absteigen werden, ermöglicht man aktiv gemanagten Fonds, Index-Arbitrageuren aber auch cleveren privaten Investoren eine Prämie zu verdienen, die ETFs aufgrund ihres Produktversprechens bezahlen müssen.