Die Gewinnsaison an der Wall Street ist in vollem Gange und hat einen relativ soliden Start hingelegt. Die Ergebnisse der Banken übertrafen weitgehend die Erwartungen und zerstreuten einige Bedenken hinsichtlich der Stabilität des Finanzsektors. Dennoch meldet der Index derzeit einen Gewinnrückgang von 6,5 % im Jahresvergleich, was bereits das zweite Quartal in Folge ist, in dem man einen Gewinnrückgang verzeichnen konnte. Während die US-Firmen weiterhin Ergebnisse vorlegen und die Ergebnisse der "Big Tech"-Unternehmen in der nächsten Woche in den Fokus rücken, beginnt auch die europäische Gewinnsaison gerade erst zu laufen.
Zur Einstimmung sei darauf hingewiesen, dass die europäischen Aktien seit dem Jahreswechsel einen beeindruckenden Aufschwung erlebt haben: Der französische CAC 40 handelt auf einem Rekordhoch, der deutsche DAX 40 steht kurz vor seinem höchsten Stand seit Januar letzten Jahres, und der kontinentübergreifende Stoxx 50 hat kürzlich den höchsten Schlusskurs seit Dezember 2007 erreicht.
Bemerkenswert ist auch, dass europäische Aktien ihre US-Pendants auf relativer Basis deutlich übertreffen. Normalisiert auf den Jahresbeginn hat der Stoxx 600 in USD rund 4,5 % besser abgeschnitten als die Benchmark S&P 500, wobei eine ähnliche Outperformance zu beobachten ist, wenn man beide in der Gemeinschaftswährung bewertet.
Vor diesem Hintergrund und nach vier Wochen mit Kursgewinnen in Folge beginnt nun die Gewinnsaison auf dem Kontinent. Wie in den USA gesehen, werden die Anleger genau darauf achten, wie sich steigende Zinsen und strengere finanzielle Bedingungen auf die Unternehmensgewinne auswirken. Außerdem werden sie die Prognosen der Unternehmensvorstände beachten, da die Erwartungen einer Konjunkturabschwächung im weiteren Verlauf des Jahres weiter zunehmen. Die Inflation wird natürlich auch ein heißes Thema sein, zumal die EZB sich so aggressiv wie schon lange nicht mehr geäußert hat und weitere Zinserhöhungen bis zum zweiten Quartal in Aussicht stellt, während die Kerninflation noch keine Anzeichen für das Erreichen eines Höhepunkts aufweist.
Es gibt eine Handvoll spezifischer Aktien und Sektoren, die Trader auf dem Radar haben könnten. Nestlé, die am 25. April ihre Gewinne veröffentlichen, stellen die größte Einzelgewichtung im Stoxx 600 dar, während Siemens der größte Einzelwert im Blue-Chip-Index Stoxx 50 ist. Was die Sektoren anbelangt, so dürften Luxusgüter die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen, zumal dieser Sektor in diesem Jahr die beste Performance im Stoxx 600 aufweist.
Alle Anzeichen scheinen auf eine anhaltende Stärke des Sektors hinzudeuten, insbesondere da sich China weiter öffnet und die wirtschaftliche Erholung an Fahrt gewinnt. Die Konjunkturdaten aus China, die in dieser Woche veröffentlicht wurden, untermauern diesen Eindruck: Sowohl das BIP als auch die Einzelhandelsumsätze lagen deutlich über den Erwartungen. Da die europäischen Aktien weitgehend von der chinesischen Wirtschaftsleistung abhängen, dürften anhaltende positive Überraschungen in diesem Bereich den EU-Indizes weiteren Rückenwind verleihen - dies gilt insbesondere für den DAX. Was den deutschen Leitindex betrifft, so befindet er sich aus technischer Sicht in einer interessanten Lage. Der Anstieg bis zum Hoch vom Januar 2022 ist etwas ins Stocken geraten, und bei der Marke von 16.000 Punkten wurden Gewinne mitgenommen. Die naheliegendste mittelfristige Unterstützung liegt unterhalb von 15.700 Punkten, und solange der Kurs auf Schlusskursbasis über diesem Niveau bleibt, könnte die bullische Tendenz erhalten bleiben. Sollte das jüngste Hoch bei 16.045 Punkten nachgeben, könnten die Bullen einen Rücklauf zu den Höchstständen vom Januar letzten Jahres bei 16.275 Punkten anstreben.
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